Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg

Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg von Jenny Colgan

ist der vermutlich letzte Band der Bäckerei-Trilogie. Die ersten Teile, Die Bäckerei  am kleinen Strandweg und Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg, habe ich nicht gelesen. Auf der ersten Seite versichert die Autorin jedoch, dass es auch gar nicht nötig sei. Daher habe ich mir das Buch gekauft und kann das jetzt absolut bestätigen.

Zu der Kaufentscheidung beigetragen hat auch das schöne Cover. Was ich erst später entdeckt habe, aber auch total süß finde, ist der kleine Papageientaucher Neil, zu dem seine Schneespuren unten links im Bild führen.

Was davor geschah

Bevor es in der kleinen Bäckerei am Strandweg weihnachtet, ist Polly erstmal auf die Insel Mount Polbearne gezogen. Sie hat sich einen Leuchtturm gekauft, weil sie diese Vorstellung schön fand, doch leider sieht es in der Realität anders aus. Der Turm ist renovierungsbedürftig, verschlingt eine Menge Geld und die Temperaturen sind ziemlich eisig.  Dennoch lebt sie dort mit Huckle, ihrem Freund, und Neil, ihrem Papageientaucher. Polly gehört die Bäckerei im Ort.

Die Handlung

Bei Polly ist immer was los und sie kommt kaum zur Ruhe. Zum einen ist ihre beste Freundin Kerensa schwanger, doch unsicher, ob ihr rothaariger Mann Reuben der Vater ist. Wie soll sie ihm gegebenenfalls das brasilianische Riesenbaby erklären?

Außerdem beschäftigt Polly ihre eigene Herkunft. Polly ist ohne Vater aufgewachsen und ihre Mutter möchte nicht über ihn reden. Das hält Polly aber für nötig, denn Huckle möchte sie heiraten und eine Familie mit ihr gründen, aber sie fürchtet sich vor diesem Schritt. Nicht nur, weil sie selbst keine Familie hatte, sondern auch, weil alle Familien aus ihrem Bekanntenkreis zerbrochen sind.

Dass Polly Huckle bezüglich der Hochzeit hinhält und ihn erst später in Kerensas Geheimnis einweiht, kann Huckle nicht verstehen. Können die beiden sich aussprechen und wieder zueinander finden?

Das Leben war nun mal keine Buttercremetorte. Man konnte die Creme nicht über die Risse im Kuchen streichen und hoffen, dass sie unbemerkt blieben. So lief das nicht.

Fazit

Für mich war Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg eine prima Sonntagslektüre am 3. Advent. Da Polly mehrere Baustellen hat, beschränkt sich der Roman nicht nur auf die Beziehung zwischen Polly und Huckle. Dadurch ist die Handlung sehr kurzweilig. Zum Entspannen und abschalten ist das Buch ideal. Eine heiße Schokolade dazu ist ein absolutes Muss. Ein Rezept dazu gibt es sogar im Buchdeckel.

Auf einen Blick

Autorin: Jenny Colgan
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 02.10.2017
ISBN 978-3-492-31153-3
Verlag Piper
Originaltitel Christmas at the Little Beach Street Bakery
Übersetzt von Sonja Hagemann18

Asoziales Wohnen von Dirk Bernemann

Hinter jeder Tür ein anderes Scheißleben

Manche Leben wackeln wie Milchzähne im Kinderkiefer, das kann man deutlich spüren, wenn man sich die Mühe gibt, genau hinzufühlen.

Der Inhalt

Es beginnt im Erdgeschoss. Hier wohnt ein Ehepaar, dass gemeinsam vor sich her vegetiert. Er sitzt in seinen Ausscheidungen und sie empfindet nichts als Abscheu, Ekel und Gewohnheit für ihn, was sie aber Liebe nennt.

Rechts daneben wohnt der 38-jährige, dicke Sören  mit seiner Mutter, der sich in eine virtuelle Rapperidentität flüchtet und dazwischen Sibylle mit Mädchenträumen von der Liebe, die nicht wahr werden und auch nicht wahr werden können, weil ihre Angst das gar nicht zulässt.

Trautes Heim, Glück sagt Nein

Im ersten Stock wohnen Isabell und ihr Mann Justus mit 3 Kindern. Von außen betrachtet muss das sehr idyllisch wirken, doch in Isabell ist es ziemlich leer. Daneben lebt ein Autor, der das Leben will. Doch sein Wunsch ist einseitig.

Die Wohnung daneben gehört Manuel. Der Schönling datet sich gegen die Leere, doch er versteht die Liebe nicht.

Das ist wie Warmlaufen beim Fußball und nicht eingewechselt werden, das ist wie für die Schule ein beschissenes Gedicht auswendig zu lernen und nicht dran genommen zu werden, das ist wie vor dem leckersten Büffet stehen und plötzlich und unerwartet beim Essenangucken Magen-Darm-Grippe bekommen.

Zudem lebt in dem Haus noch die 5-jährige Lisa, die in einer lieblosen und nicht kindgerechten Familie groß wird. Sie verstummt, legt sich einen imaginären Freund zu und mit ihm besucht sie den gesichtslosen Alien im Dachgeschoss, der nur selten die Tür öffnet.

Die Welt besteht manchmal nur aus Angst und Nichtangst. Und man ist instabil und wackelt und glaubt, dass das Leben immer neue Abgründe auftun will. Man weiß noch nicht, dass wenn man älter wird, der ganze Scheiß auch noch schlimmer werden kann.

Der Roman zeigt: Alles kann schlimmer werden.

Fazit

Derb und schonungslos beleuchtet Dirk Bernemann die Schwermut menschlichen Daseins. Das Entkommen aus dem falschen, ungeliebten Leben ist gar nicht so einfach und auch der Kontakt zu anderen ist schwer, wenn alle so sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Für meinen Geschmack waren einige Fäkalien-Metaphern  zu viel enthalten, aber so kam die Massage besonders gut rüber, dass das Leben ein Haufen voller Scheiße sein kann.

 

Auf einen Blick

Asoziales Wohnen

 

 

Asoziales Wohnen
Unsichtbar Verlag
Oktober 2012
315 Seiten
ISBN 978-3-942920-14-8

Das Café am Rande der Welt

Eine Erzählung über die Selbstfindung von John Strelecky

Um ganz wir selbst zu sein, müssen wir unser wahres Selbst zulassen. So einfach ist das. Es liegt nur an uns, wenn es schwer erscheint.

Ein gestresster Manager steht im Stau und nimmt daher genervt eine andere Ausfahrt als geplant. Er landet irgendwo im Nirgendwo mit fast leerem Tank und leerem Magen.

Dann der Lichtblick: Das Café am Rande der Welt!

Ein kleines, rechteckiges Gebäude namens Das Café der Fragen. Der Name rührt daher, dass der Besucher seinen Aufenthalt zugleich dazu nutzen kann, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen, die auf der Rückseite der Speisekarte stehen.

WARUM BIST DU HIER?

HAST DU ANGST VOR DEM TOD?

FÜHRST DU EIN ERFÜLLTES LEBEN?

Das Essen schmeckt ausgezeichnet und die freundliche Bedienung und der Inhaber des Cafés sind sehr hilfsbereit, auch dabei, die individuelle Suche nach dem Zweck der Existenz zu unterstützen.

 

Selbstfindung im Café am Rande der Welt

Für mich kamen die Überlegungen zur rechten Zeit. Inmitten von Druck, den ich mir selbst mache und Zweifel über den Sinn meines Lebens und den weiteren persönlichen Werdegang hat mich der Besuch im Café der Fragen geerdet.

Die Erkenntnisse sind nicht wirklich neu, aber im Trubel des Alltags geht so oft das Wissen darüber verloren, was wirklich wichtig ist und im Leben wirklich zählt, sodass man es sich nicht oft genug bewusst machen kann. Für meine Selbstfindung hat das Buch einen guten Anstoß gegeben.

 

Auf einen Blick

EUR 9,95 € [DE], EUR 10,30 € [A]
Verlag: dtv großdruck
Aus dem Englischen von Bettina Lemke
176 Seiten, ISBN 978-3-423-25357-4
Erscheinungsdatum: 1. Dezember 2014

Jojo Moyes- Lou & Will Band 1 & 2

Der Roman Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes erschien Anfang 2013.
Die Story rund um Lou und Will ging 2015 weiter mit Ein ganzes neues Leben & da es ab dem 23.01.2018 endlich eine Fortsetzung geben wird, ist es ein guter Zeitpunkt, sich spätestens jetzt in die Geschichte einzulesen oder den Roman auszugraben und erneut einzutauchen.

Ein ganzes halbes Jahr- Die Story

„Ein ganzes halbes Jahr“ beginnt mit der Vorstellung von Will im Jahr 2007. Er ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der wenig Zeit für sein Privatleben hat und auch wenn er im Urlaub ist, gerne etwas erlebt. Doch dann hat er einen folgenschweren Unfall.

Das erste Kapitel startet im Jahr 2009: Lou wird vorgestellt. Sie ist 26 und hat einen außergewöhnlichen Kleidungsstil, mit dem sie auffällt in dem Ort, wo sie bei ihren Eltern lebt. Ihre kleine Schwester Treena wohnt mit ihrem Sohn Thomas ebenfalls bei ihnen, genauso wie der pflegebedürftige Großvater.

Lou liebt ihren Job im Café, doch der Besitzer gibt es auf und so muss sie sich eine andere Arbeit suchen, um ihre Familie finanziell unterstützen zu können.

Und dann gibt es da noch Lous Freund Patrick, der sich mehr für seine Fitness interessiert, als für seine Freundin. Er hat wenig Verständnis dafür, dass Lou traurig ist über ihren Jobverlust und rät ihr unempathisch sich hochzukämpfen, wie es bereits viele Jungunternehmer getan haben.

Im Jobcenter erfährt Lou, dass die Chancen in dem kleinen Ort nicht so gut stehen und bewirbt sich auf die einzige Stelle, die noch frei ist: Pflegekraft für einen Tetraplegiker, nämlich Will, der seit seinem Unfall im Rollstuhl sitzt.

Die Stelle ist auf ein halbes Jahr befristet, und obwohl Lou es zunächst schwer fällt den sarkastischen Will zu betreuen, beißt sie sich des Geldes wegen durch.

Doch dann ändert sich alles:
Die beiden werden Freunde und sie erfährt, dass der Vertrag befristet ist, weil Will Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Lou ist fest Entschlossen die Zeit zu nutzen, um ihm zu zeigen, wie schön das Leben trotz seiner Behinderung sein kann.

Fazit

Beim Lesen habe ich gelacht über Lous Gedanken, ihren Kleidungsstil und die spitzen Bemerkungen der anderen ihr gegenüber. Später schwindet die Leichtigkeit und die Thematik wird sehr ernst.
Ich finde „Ein ganzes halbes Jahr“ ist ein wundervolles Buch, mit sehr gut gezeichneten Charakteren und vielen Verschiedenen Ansichten zum Thema Sterbehilfe.

 

Auf einen Blick:

Originaltitel: Me before you
Autorin: Jojo Moyes
Erscheinungsdatum: 21.03.2013
Seiten: 528
Verlag: Rowolth Taschenbuch Verlag
Übersetzt von Karolina Fell

 

 

Band 2: Ein ganze neues Leben

Das letzte halbe Jahr hat Lou verändert. Sie ist gewachsen, doch führt noch immer nicht das Leben, das Will sich für sie gewünscht hat. Sie arbeitet am Flughafen, hat sich ein Apartment gekauft, doch glücklich ist sie nicht.

Du hast mir kein verdammtes Leben übrig gelassen, oder? Von wegen. Du hast einfach nur mein altes Leben kaputt gemacht. Es in einen Scherbenhaufen verwandelt. Was soll ich jetzt mit den ganzen Bruchstücken anfangen?

Fazit:

Hier durchlebt der Leser mit Lou ihre Trauerbewältigung, doch wie ich finde ist das sehr eintönig.
Ohne Will gibt die Handlung nicht genug Spannung her und alles was geschieht scheint sehr unrealistisch und nicht stimmig im Hinblick auf Band 1.
Da ich „ein ganzes halbes Jahr“ aber so liebte und trotzdem wissen möchte, wie es mit Lou weitergeht bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Kommentar zum Artikel “Unbezahlbare Leichtigkeit” von Franziska Hauser

Der Artikel „Unbezahlbare Leichtigkeit“ von Franziska Hauser erschien am 10.02.2017 auf der Internetpräsenz der „taz“ und befasst sich mit der Fragestellung, ob und wieso Hartz IV-Beziehende Kinder bekommen sollten.

Die Einleitung startet mit einer Erinnerung an ein verletzendes Erlebnis der Autorin im Jobcenter. Von einer Mitarbeiterin wurde sie gefragt, wie lange sie dem Steuerzahler noch auf der Tasche liegen wolle, dass ihr Leben mit Kind nicht einfacher werde und, dass sie ihrem Kind nichts bieten könne. Die Autorin bereut ihre damalige Zurückhaltung, denn gerne hätte sie gesagt, sie brauche eine Aufgabe und wenn nicht als Arbeitskraft, dann als Mutter, die ihren Kindern das Leben an sich anzubieten habe. In ihrem Gedankenexperiment entgegnet die Mitarbeiterin „Es kann eben nicht jeder alles haben“.

Bevor die Autorin dazu Stellung nimmt macht sie einen Sprung in ihrer Ausführung und erläutert zunächst ihre allgemeine Haltung. Sie wolle Fortpflanzung nicht vom Geld abhängig machen und meint, dass sich dieser Mangel mit Zeit kompensieren ließe.
Dann führt sie den fiktiven Dialog fort und geht auf das Kontra der Mitarbeiterin ein: Wenn nicht jeder alles haben kann, „dann muss eben geteilt werden“.

Die Autorin stellt damit These und Antithese gegenüber, was dazu führt, dass der Leser sie nicht als gänzlich verklärt betrachten kann, da sie Für und Wider kennt und reflektiert.
Die Debatte ums Teilen oder nicht, bezeichnet sie als gegenwärtig andauernden Kampf. Um dies zu untermauern nutzt sie das Faktenargument, dass die Geburtenrate im Schnitt im wirtschaftlich starken Deutschland niedriger sei als in armen Ländern, zum Beispiel Kenia.

Unter der Teilüberschrift „Gebraucht, geborgt, geschenkt, getauscht“ berichtet die Autorin von ihrem ersten Kind, das sie mit 24 voller Zuversicht bekam und dann doch feststellte, dass sie „Kompromisse und immer mehr Kompromisse“ machen musste. Diese Correctio bekräftigt die Schilderung des unbefriedigenden Zustands. Die Autorin musste ihre Ziele an die widrigen Gegebenheiten anpassen, zum Beispiel auch an diverse Bewerbungsablehnungen.

Die Autorin schildert, wie sie zu Dingen für die Kinder gekommen ist: „Gebraucht, geborgt, geschenkt, getauscht und manchmal geklaut“. Das verwendete Syndeton und die Alliteration fesseln die Aufmerksamkeit des Lesers und bilden einen abenteuerlichen, nahezu armutsromantisierenden Eindruck.
Des Weiteren berichtet sie von Solidaritätserfahrungen mit ihren Mitmenschen. Ihre Tochter durfte tanzen, wenn die Autorin anschließend die Halle wischte und Winterschuhe, sowie eine Waschmaschine, bekamen sie von Freunden und Bekannten.

Unverblümt gibt die Autorin zu, dass Ausflüge mit der S-Bahn nur als Schwarzfahrer möglich waren und konstatiert mit mangelnder Stringenz, dass ohne Hilfe dieses Leben nicht möglich gewesen sei. Sie meint, dass die Meisten genug besäßen und bei Not bereit seien zu teilen.

Die Gedankenführung macht einen erneuten inhaltlichen Sprung, wobei nur der Satzbau eine Linie erkennen lässt. „Wir brauchten es wirklich. Wir waren zufrieden“. In Bezug auf die Kinder störte sich die Autorin nicht an ihrer Rolle als Nehmende.
Den Teilabschnitt „Notwendiges teurer als Luxus“ beginnt die Autorin mit der rhetorischen Frage, die impliziert, dass wenn einem Millionär sein Geld im Überfluss zustünde, auch ihr das wenige Hartz IV gegönnt sei. Der antithetische Vergleich beleuchtet die Vielschichtigkeit des Verhältnisses von arm und reich, da beide Extreme genannt werden. Dem Leser wird sein eigener Zwiespalt gegenüber den genannten Gruppierungen bewusst.

Die Autorin gibt zu bedenken, dass sie trotz wenig Geld immerhin Kinder für diese Gesellschaft großziehe.
Sie bemängelt, dass notwendiges wie Miete teurer sei als Luxusgüter wie Flugreisen, bevor sie wieder in eine autobiografische Rückblende verfällt. Sie erinnert sich zurück, wie sie den Tanzsaal reinigt und fragt sich in einer rhetorischen Frage, ob sie sich nicht vielleicht bemitleide, um sich von der Erkenntnis abzulenken, eine Versagerin zu sein. Sie gibt dem Leser tiefe Einblicke in ihre Emotionen und ihre Motivlage.

Sie habe geglaubt ihren Kindern ein gutes Leben ermöglichen zu können wie ihre eigene Mutter ihr selbst und dass sie das fehlende Geld mit vorhandener Zeit kompensieren könne. Trotz aller Anstrengungen der Erziehung war sie stets froh über ihre Kinder.

Die Autorin entgegnet dem Vorwurf, dass man Kinder nur mit den nötigen finanziellen Mitteln bekommen solle damit, dass man es auch unterlassen solle, wenn man lieber arbeitet, als sich mit ihnen zu beschäftigen. Berufstätigkeit wird hierdurch zu einem negativen Aspekt verkehrt. Damit findet eine Abwertung des potentiellen arbeitenden Gegners statt und die Autorin attestiert ihm damit eigene moralische Defizite. Den Passus beendet sie mit der Erklärung, dass sie Zufriedenheit nicht als etwas ausschließlich durch Geld zu erreichendes ansehen wollte und sie fühlte sich auch von Stolz erfüllt, wenn sie ohne dieses etwas erreicht hatte.

Unter dem letzten Abschnitt „Keine Angst vorm Absturz“ erwähnt die Autorin erstmals die Kinderperspektive. Belastend sei es für diese gewesen sich „durchzumogeln“. Das verwendete Verb macht einen auf den Leser unaufrichtigen Eindruck, der allerdings durch die schonungslose Offenbarung aufgehoben wird.
Jetzt erklärt sich der Titel des Artikels: „Unbezahlbare Leichtigkeit“ erreicht man dadurch, dass man nichts verlieren kann, was man nicht besitzt.
Zuletzt resümiert die Autorin, dass sie zu Zeiten, in denen sie von Hartz 4 gelebt habe glücklicher gewesen sei als heute, wo 3 verschiedene Arbeitsstellen ihr Leben dominieren.

Die Aussage, dass die Hartz IV-Beziehende eine Aufgabe wolle, wenn nicht als Arbeitskraft, so als Mutter, klingt sehr egoistisch. Sie möchte Kinder, da diese sie brauchen und sie Ihnen das Leben anzubieten habe. Allerdings ist es immer egoistisch eigene Kinder zu bekommen. Jeden Tag werden weltweit Babys zur Adoption freigegeben, dennoch überlegt kaum jemand, ob er nicht einem schon geborenen Kind die Möglichkeit geben möchte, es bei und durch ihn gut zu haben. Folglich geht es nicht darum, die Bedürfnisse eines anderen zu stillen, sondern primär um die Befriedigung der eigenen. Eltern wollen ein Projekt, ihre Gene weitergeben, geliebt werden und sich im Optimalfall im Alter versorgt wissen.

Die These, dass geteilt werden muss, wenn nicht jeder alles haben kann, wird damit begründet, dass die Menschheit ausstirbt, wenn jeder nur darauf Bedacht ist, seinen Besitz zu schützen. Dass dieser negativ mit Kinderkriegen korreliert, zeigt die Statistik der Geburtenrate im Ländervergleich.
Trotz des Wohlstands in Deutschland wächst jedes 7. Kind in Armut auf. Das spiegelt keine Eigenschaften deren Eltern wieder, sondern die Arbeitsmarktlage mit fehlenden Arbeitsplätzen und niedriger Bezahlung.
Viele werden erst nach dem Kind hilfsbedürftig, nach Scheidungen zum Beispiel. Was soll die Alleinerziehende auch tun, wenn ihr Mann sie verlässt und sie anschließend nicht einmal mehr vom Ehegattensplitting profitieren kann, das kinderlosen Ehepaaren zusteht, sie selbst aber ausschließt. Selbst wenn sie arbeitet ist sie bei zu niedrigem Gehalt auf Sozialleistungen angewiesen, denn Arbeit schützt nicht automatisch vor Armut.

Der Autorenmeinung, dass ihr Hartz IV zustehe, da sie Kinder für die Gesellschaft großziehe, kann ich auch nur zustimmen. Immerhin lebt sie am Existenzminimum und investiert das wenige Geld und ihre ganze Zeit in die Kinder, die später nicht einmal die Rente der Autorin selbst bezahlen werden, sondern vermutlich die eines kinderlosen Karrieristen, der sich am Ende seines Lebens sicher ist, sich seine üppige Pension hart erarbeitet zu haben, während die Mutter, die ihr Leben für die Kindererziehung geopfert hat, keine Chance hat sich Wohlstand zu erarbeiten.

Den Wunsch nach Gerechtigkeit insofern, dass Dinge wie Wohnraum erschwinglicher sein sollten kann ich ebenfalls nur unterstützen. Damit wäre auch anderen Personengruppen, wie zum Beispiel Studenten geholfen, die in einer kostspieligen Stadt eine Zulassung erhalten haben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jeder Mensch sein Leben so gestalten können sollte, wie er möchte. Der Mensch soll sich frei entfalten können und wenn das System das verhindert, müssen bestehende Strukturen angepasst werden. Oft werden die Schlusslichter der Gesellschaft verurteilt und beschuldigt, versagt zu haben. Wir kämpfen mit Ellenbogen gegeneinander und verachten die Verlierer, anstatt nach oben zu schauen und Solidarität zu fordern. Solidarität der 62 reichsten Menschen der Erde zum Beispiel, die genauso viel besitzen, wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung