Monat: März 2018

Eine Liebe, in Gedanken- Kristine Bilkau

Der Inhalt

Der Roman ,,Eine Liebe, in Gedanken” von Kristine Bilkau handelt von der Liebe zwischen Antonia und Edgar. Die beiden verlieben sich, verloben sich und Edgar geht aus beruflichen Gründen nach Hong Kong. Antonia gibt alles auf, um ihm zu folgen, doch es ergibt sich nicht. Ohne Arbeit und Wohnung wird sie belächelt. Eine Frau ohne Mann gilt als wertlos zu dieser Zeit. Aber Antonia lässt diese Liebe Zeit ihres Lebens nicht als Naivität abtun oder als Irrtum. Es war eine schöne Zeit.

Nach Antonias Tod fragt sich ihre Tochter, was aus dieser Jugendliebe geworden ist, die in einer aufgelösten Verlobung endete und so das Leben der Mutter geprägt hat. Wer war dieser Mann, wieso gab es keine Zukunft? Für ihre tote Mutter, aber auch für sich selbst, macht sich die Ich-Erzählerin auf die Suche nach Edgar und damit auch nach Antworten auf diese Fragen.

Die Liebe einer anderen Generation

Antonia ist 1942, also gegen Ende des Zweiten Weltkriegs geboren. Die Liebe zu Edgar ist sehr klassisch. Die Einmischungen der Familien sind groß und alles ist für heute sehr untypisch.

Telefonate in Länder anderer Kontinente sind nichts für schwache Nerven. (…) Ein Rauschen, ein Knacken, das vergebliche Tuten in der Leitung.

Mir gefällt dieser Ausflug in eine Zeit vor Whatsapp & co. Alles hat mehr Gewicht. Zwei Zeilen mit Tinte auf Papier lösen so viel aus. Drei Minuten Gespräch haben auch ohne funktionale Verbindung so viel Aussagekraft. Dieser Roman bekommt hierdurch so viel Tiefe.

Das Fazit

Der Roman ist wundervoll leicht und nachdenklich zugleich. Mich bewegt die Frage, wie gut man einen Menschen, wie zum Beispiel die eigene Mutter, kennen kann. Ich kann mit anderen nachfühlen, doch ich werde sie nie verstehen, weil sie mich nicht alles sehen lassen. Das nehme ich daraus mit.

Eine zauberhafte, wenn auch unerfüllte Liebesgeschichte, die nachdenklich macht und Sehnsucht weckt. Sehnsucht nach mehr Bedeutung, Zeit, Ernsthaftigkeit und natürlich nach der Liebe.

 

Auf einen Blick

Eine Liebe, in Gedanken
Kristine Bilkau
Preis: € 20,00
ISBN: 978-3-630-87518-7
Erschienen: 12.03.2018
Verlag: Luchterhand

Leipziger Buchmesse 2018

Die Leipziger Buchmesse liegt hinter uns und damit ereignisreiche Tage. Sehr froh waren wir über die Entscheidung, mit dem Auto gefahren zu sein, denn der öffentliche Verkehr war witterungsbedingt weitgehend lahmgelegt.

Schneechaos LBM 18

Noch nie habe ich so einen Wintereinbruch erlebt wie in Leipzig und schon gar nicht im März.
Wie ein Tourist von weiter Ferne musste ich zunächst das Wetter fotografisch festhalten, doch neben den gigantischen Eiszapfen gab es natürlich auch weitere Highlights.

 

Read & Meet mit Catharina Junk

Catharina Junk

Catharina Junks neustes Buch ,,Bis zum Himmel und zurück” kannte ich nur aus der Leseprobe von www.vorablesen.de, doch während ich der Lesung lauschte und auch bekannte Zitate wiedererkannte, bahnte sich der Roman seinen Weg in mein Herz. Das klingt furchtbar kitschig und ist es auch, aber ich war einfach so begeistert von ihrer Art zu lesen und ihrer Art zu erzählen. Eine sehr sympathische Autorin!

Danach gab es noch Goodie-Bags für die glücklichen Gewinner der vorausgegangenen Verlosung, zu denen auch ich gehörte, mit unter anderem zahlreichen Leseproben, Notizbüchern und einem wunderschönen Mandalablock, über den ich mich sehr gefreut habe.

Bücherregalinspiration

Des Weiteren hat mich dieses Regal vom Ullstein Buchverlag inspiriert. Wie toll mein eigenes Papierregen-Regenschirmregal wäre! Das nehme ich garantiert mal in Angriff.

Bücherregal

Insgesamt gab es viele Eindrücke, nette Begegnungen und ganz viele Buchneuheiten, die es sich definitiv zu lesen lohnt.

Fliegende Hunde von Wlada Kolosowa

Der Inhalt

Der Roman ,,Fliegende Hunde” von Wlada Kolosowa handelt von den beiden Freundin Lena und Oksana, die gemeinsam erwachsen werden. Sie teilen alles miteinander und auch ihre ersten körperlichen Erfahrungen machen sie zusammen. Doch die Unsicherheit und Scham sind groß.

Lena beschließt Model zu werden und geht dafür für drei Monate nach China. Hier macht sie viele Erfahrungen, mehr schlecht als gute, auch und besonders mit dem anderen Geschlecht.

Die zu Hause gebliebene Oksana beginnt derweil eine ungesunde Blockade-Diät, die aus Kriegsrezepten besteht.  Ungenießbare Dinge werden als Essen missbraucht, um abzunehmen. Um näher dran zu sein an dem Ideal, dem die Freundin Lena als Model wohl entspricht. Diese hingegen beneidet Oksana um ihre guten Noten in der Schule.

Die beiden sagen sich das nie und verheimlichen sich ihre Gefühle auch auf Distanz. Dennoch fehlen die Mädchen einander. Doch beim Wiedersehen wird deutlich, dass die getrennte Zeit unterschiedliche Zukunftsvorstellungen und Perspektiven entworfen hat.

Meine Meinung

Da ich bereits von der Leseprobe beigeistert war, ist es absehbar gewesen, dass ich dieses Buch lieben werde.

Die Kapitel wechseln sich ab und thematisieren abwechselnd Oksanas und Lenas Leben, wobei die Schnittmenge deutlich wird, aber auch, wie diese sich minimiert. Die Charaktere werden sehr gut gezeichnet und ich konnte mir alle Personen, auch die Nebenfiguren, sehr gut vorstellen.

Der Roman erweckt kein Mitgefühl und schockiert dennoch. Mit beschriebenen Praktiken bei der Gewichtsreduktion, mit dem Umgang mit Tieren in Russland und mit den Kriegsgeschichten von Lenas Oma.

Das Fazit

Eine Freundschaft entzweit sich durch die Liebe, durch Konventionen und unterschiedliche Vorstellungen von dem, was sich Leben nennt. Ein starkes Buch!

Auf einen Blick

Fliegende Hunde
Wlada Kolosowa
Verlag Ullstein fünf
Roman
Erscheinungstermin 09.03.18
Seitenanzahl 224
ISBN 978-3-96101-006-6

Tage wie diese

Tage wie diese- John Green, Maureen Johnson, Lauren Myracle

,,Tage wie diese” gliedert sich in drei Kurzromane, geschrieben von den drei Autoren  Maureen Johnson, John Green und Lauren Myracle, die letztlich einen ganzen ergeben.

Der Jubilee-Express von Maureen Johnson

Der Inhalt

Von Seite 7 bis Seite 142 lässt Maureen Johnson Jubilee von sich und ihrem Weihnachten erzählen. Jubilee hat nicht nur einen seltsamen Namen, sondern auch Eltern mit einer seltsamen Vorliebe: Sie sammeln Weihnachtsdekoration, was blöderweise dazu führt, dass sie ausgerechnet an Weihnachten nicht nach Hause kommen können. Am liebsten würde sie einfach bei ihrem Freund Noah feiern, aber die Eltern wollen, dass Jubilee zu ihren Großeltern fährt.

Im Zug sind eine Horde nerviger Cheerleader und wegen des Schneesturms muss der Zug stehenbleiben. Jubilee entgeht ihnen zunächst durch einen Aufenthalt im Waffelhaus in der Nähe, doch als die Cheerleader nachkommen, beschließt sie mit Stuart, einem Fremden, mit nach Hause zu gehen. Dort trifft sie auf seine Mutter Debbie und seine Schwester Rachel, die sie herzlich aufnehmen.

Die Charaktere

Der Fremde ist Stuart und ich brauchte eine Weile, um ihn zu mögen. Aber dann habe ich ihn richtig ins Herz geschlossen! Er meint es von Anfang an gut mit Jubilee und öffnet ihr die Augen bezüglich ihrer Beziehung zu ihrem Freund Noah. Und auch seine Mutter trägt zu seiner Sympathie bei, da sie mit ihren Worten über ihn ein anderes Bild von ihm formt, als er es zunächst selbst tut. Außerdem ist Debbie äußerst herzlich und nicht besonders diskret dabei, die beiden verkuppeln zu wollen.

Das Fazit

Ich mag sehr gerne, wie die Geschichte geschrieben ist, da Jubilee typische Teenager-Gedanken hat, die jeder nachvollziehen kann. Dieser Kurzroman ist witzig und wunderschön und legt die Messlatte für die folgenden ziemlich hoch!

 

Ein cheer unglaubliches Weihnachtswunder von John Green

Der Inhalt

Der Herzog ist eigentlich ein Mädchen, doch von ihren engsten Freunden JP und Tobin wird sie eigentlich nicht als solches wahrgenommen. Eigentlich. Für Tobin ändert sich das an jenem Abend, an dem sie sich trotz Turbulenzen durch den Schneesturm zum Waffelhaus aufmachen. Das Ziel ist es, die dort gestrandeten Cheerleader aufzureißen. Aber Tobin hat mehr Interesse an seiner langjährigen Freundin.

Fazit

Der Kaufanlass für das Buch war natürlich der Name: John Green. Wer ihn noch nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen und sich nicht beeinflussen lassen von dem, was ich jetzt kommt.
Denn ich bin enttäuscht!

Ich denke, dass ich diesen Teil der Geschichte gemocht hätte, wenn die vorhergehende um Jubilee nicht so viel besser gewesen wäre, wobei es auch gemein ist, sie zu vergleichen. Ich würde Rückblickend nach ,,Der Jubilee-Express” eine Pause machen und die beiden getrennt voneinander betrachten, was den Gesamteindruck hebt. Gepunktet hat ,,Ein cheer unglaubliches Weihnachtswunder” ganz klar mit Spannung auf dem Weg zum Waffelhaus. Allerdings stört mich sehr der derbe, bisweilen sinnfreie Umgang unter den Jugendlichen, dessen Ausführung ich als zu ausgeprägt empfunden habe.

Der Schutzheilige der Schweine von Lauren Myracle

Der Inhalt

Addie hat Liebeskummer, weil sie nicht mehr mit Jeb zusammen ist, seit sie einen anderen geküsst hat. Sie versinkt in Selbstmitleid, was ihr ihre Freundinnen Tegan und Dorrie deutlich zu verstehen geben. Sie will ihnen beweisen, dass sie nicht egozentrisch ist und übernimmt das Abholen eines Teetassenschweinchens für ihre Freundin. Das Ende wird hier natürlich nicht verraten, aber alle Handlungsstränge laufen noch einmal zusammen.

Fazit

Die Protagonistin ist furchtbar anstrengend und auch die Freundinnen empfand ich nicht als Sympathieträger. Der Schreibstil ist durchgängig flüssig, was den Roman sehr kurzweilig macht, sonst hätte ich vermutlich nach der zweiten Geschichte aufgehört zu lesen. Allerdings mochte ich am Schluss, dass die vorhergehenden Personen erneut zusammenkamen und von außen beschrieben wurden.

 

Auf einen Blick

Tage wie diese
Autor: John Green, Maureen Johnson, Lauren Myracle
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: Arena (5. Juni 2014)
Sprache: Deutsch
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 – 15 Jahre
ISBN 978-3-96101-006-6

Engel sprechen Russisch von Mitja Vachedin

,,Engel sprechen Russisch” handelt von dem 30-Jährigen Mitja.

Er erzählt von seinem Leben, in dem er die Kindheit in der Sowjetunion verbrachte, und danach die Jugend in Russland, bis er nach Westdeutschland auswanderte.

Das ist mein kleines Abenteuer. Das ist mein Wunder. […] Das ganze Land wird es bald gar nicht mehr geben, ich werde dort Leben, wo die Karte zu Ende ist: Das Land, in das ich einmal auswandern werde, kennt diese Karte nicht. (S.27)

Dieses kleine Abenteuer erzählt Mitja dem Leser wie einem Freund, belanglos und ohne Spannungsbogen und erstaunlicherweise dennoch kein bisschen langweilig! Das gelingt vor allem durch den Kontrast der Kulturen, der sich durch den ganzen Roman hindurch abzeichnet.

Hier in Deutschland, meinen viele, Aluminium sei schädlich, doch das ist nicht so. Schädlich war es, in Sankt Petersburg in den Neunzigern aufzuwachsen. Aluminium ist voll in Ordnung. (S. 49)

Heimat, Leben und damit verbundene alltägliche Dinge werden so beschrieben, dass sie an tieferer Bedeutung gewinnen und erst durch ihre Versprachlichung erheiternd werden. Der Roman beschreibt und bewertet nicht. Es liegt weder Schwermut darüber, noch wurde es auf Biegen und Brechen humoristisch gestaltet.

Die Handlung ist so vielschichtig wie es dieses ,,dreilagige Zahnpastaleben” von Mitja: Viele Dinge werden thematisiert, sowohl geografische, als auch kulturelle Unterschiede.

Fazit

Engel sprechen Russisch hat so viele wunderbare Passagen, die ich sehr genossen habe. Ich wollte das Buch nicht weglegen, da es mich mit seiner Subtilität gefesselt hat. Die Schilderungen gegen Ende wurden etwas abstrus und generell störte mich, dass kein richtiger roter Faden erkennbar war. Manche Handlungen werden begonnen, unterbrochen und erst später recht unvermittelt zu Ende erzählt. Dennoch möchte ich diesen Roman ganz klar weiterempfehlen.

Auf einen Blick

 

Engel sprechen Russisch
Mitja Vachedin
224 Seiten
ISBN 978-3-421-04776-2
Erschienen: 25.09.2017
Verlag: DVA