Ich komme mit- Angelika Waldis

Der Inhalt

Lazy und Elsie lieben sich, fahren gemeinsam in den Urlaub und erleben Tage voller Glück.
Doch dann verlässt sie ihn. Als ob das nicht genug wäre, verschlechtert sich sein Gesundheitszustand immer weiter.
Die Diagnose: Leukämie.

Durch Begegnungen im gemeinsamen Treppenhaus finden der 20-jährige Mann und seine 72-jährige Nachbarin Vita Maier den Kontakt zueinander.
Was die beiden verbindet ist, dass sie beide auf unterschiedliche Weisen des Lebens müde sind.
Es entsteht eine philosophische Freundschaft in einer Wohngemeinschaft, sowie eine gemeinsame und vielleicht auch letzte Reise.

 

Über Vita

Vita ist 72 Jahre alt und alleinstehend. Ihr Mann ist an Krebs gestorben, der gemeinsame Sohn ist mit seiner Familie in Australien und lebt sein eigenes Leben. Lediglich an ihrem Geburtstag erhält sie eine obligatorische Grußkarte von ihm und als sie ihn anrufen möchte muss sie feststellen, dass sie nicht über seine aktuelle Nummer verfügt.
Weil Vita dennoch gebraucht werden will, bringt sie sich ehrenamtlich bei der Organisation Hungerhelp ein.

Altersbedingt fällt Vita vieles schwer. Ihr Körper schmerzt und manches macht er erst gar nicht mehr mit. Doch beklagen will sie sich nicht und sie hat auch gar keine Zeit dazu. Denn der Nachbarsjunge Lazy sieht mager aus und kann es gebrauchen, gepäppelt zu werden. Vita bietet ihm an, bei ihr zu Essen.
Die Mahlzeiten bei ihr häufen sich, bis Lazy schließlich ganz einzieht.

Dass Vita ein großes Herz hat, wird immer wieder deutlich. Bedingungslos bekocht sie den zunächst fremden jungen Mann, stellt ihm aus Rücksicht auf ihn keine unnötigen Fragen und ist sogar bereit einen Hund bei sich aufzunehmen, weil Lazy sich das wünscht.

 

Über Lazy

Im ersten Kapitel wird Lazy anhand der Beziehung zu Elsie vorgestellt. Hier wird deutlich, dass Lazy ein sensibler junger Mann ist, der absolut verrückt nach seiner ersten richtigen Freundin ist.

Elsie ist meine Elsie, und die Stunden, in denen ich sie nicht anfassen darf, sind verlorene Zeit.

Schon bald trennt sich Elsie von Lazy. Die Trennung macht ihm zu schaffen, aber noch mehr seine Erkrankung.

Ich werde gestraft, von wem, wofür, warum ich.

Der zwanzigjährige Geschichtsstudent hat keine Familie mehr.
Sein Vater hat ihm aber eine Wohnung und Geld vererbt. So finanziert Reisen nach Marokko, ins Engadin, nach Mexiko und in die Türkei.

Er sieht sich selbst als Chemo-Krüppel, möchte aber kein Mitleid.
Sogar seiner einzigen Bezugsperson Vita verschweigt er seinen schlechten Gesundheitszustand, bis sich dieser nicht mehr verheimlichen lässt.

Der Aufbau & die Sprachgestaltung

Der Roman Ich komme mit beginnt mit einem kurzen Epilog unter der Überschrift “Einige Jahre zuvor” und beschreibt die ursprüngliche Verbindung zwischen Lazar Laval aka Lazy und seiner Nachbarin Vita Maier.

Die folgenden Kapitel wechseln sich beginnend aus der Perpektive Lazys ab.
Die Passagen über ihn sind in der Ich-Perspektive verfasst, Vita lernt der Leser aus Sicht des allwissenden Erzählers kennen.

Hierdurch habe ich mich beim Lesen emotional mehr in Lazy hineinversetzen können.
Den Charakter der Vita kann ich nachvollziehen, aber durch die sprachlich geschaffene Distanz nicht nachempfinden.

Als richtig gelungen empfinde ich, dass auch sprachlich die Diskrepanz zwischen den Generationen deutlich wird, die die Ungleiche Verbindung ausmacht.
Entsprechend des Alter fällt die Wortwahl bei Lazy über seine Erkrankung beispielsweise folgendermaßen aus:

Ich hab den Rucksack voller Medikamente, werde sie schlucken, solange ich noch schlucken kann und die Scheißangst mir nicht die Speiseröhre verstopft.

Was beide teilen ist das Sinnieren über das Leben, gespickt mit Galgenhumor.

– Wie geht’s?
-Gut.
-Wieso?
-Ich freu mich auf’s Sterben.
-Warum?
-Wenn ich mich nicht darauf freue, sterbe ich auch.

Das Fazit

Bei dem Roman Ich komme mit hat es mir die Sprachgestaltung besonders angetan.
Die Worte sind durchgehend mit Bedacht gewählt und offenbaren so viele Ebenen wie der Leser bereit ist zu sehen.

Bei genauerer Reflexion muss ich sagen, dass ich den Inhalt zunächst nicht richtig überzeugend fand.
Für mich war nicht schlüssig, wie so unterschiedliche Charaktere, die sich auf den ersten Blick unsympathisch sind, im Treppenhaus aufeinander eingehen können, und wie es möglich ist, dass daraus eine Freundschaft erwächst.
Nachdem dieses Band – nach meinem Dafürhalten wie gesagt etwas holprig- geknüpft ist, zieht der Roman schlüssig und ohne Notwendigkeit des Hinterfragens den Leser in seinen Bann.

Auf einen Blick

Angelika Waldis

Ich komme mit

Roman

Verlag: Wunderraum

Gebundenes Buch,  224 Seiten,

ISBN: 978-3-336-54797-5

€ 20,00

Erschienen am 27.08.2018

Kommentieren