Moralentwicklung nach Carol Gilligan
Carol Gilligan
Die US-amerikanische Psychologin und feministische Ethikerin wurde 1936 geboren. Bekannt wurde sie durch die Erweiterung des 6-Stufenmodell der Moralentwicklung von ihrem ehemaligen Dozenten Lawrence Kohlberg .
Nach Gilligan gibt es zwei zentrale Stimmen, wenn moralische Dilemmata auftreten. Einerseits die Stimme der Fürsorge, andererseits die Stimme der Gerechtigkeit.
Frauen orientieren sich bei moralischen Urteilen mehr am Beziehungs-, Interaktions- und Verantwortungsgefüge der an einer Problemsituation beteiligten Person, Männer dagegen eher an Gerechtigkeitsaspekten wie Recht und Pflicht.
1. Niveau: Orientierung am individuellen Überleben
- Dominanz des eigenen Wohlbefindens, dient möglicherweise als Schutzfunktion
- Beispiel: Geburt eines Kindes als Bereicherung, Kehrseite der Verantwortung ist noch im Hintergrund
1. Übergangsphase:
vom Egoismus zur Verantwortlichkeit
- Egoistisches Denken wird erkannt
- Es wird versucht eine verantwortungsvollere Handlungsweise zu finden
- Außenstehende werden berücksichtigt
2. Niveau: Orientierung an Konventionen
- „mütterliche Moral“
- “konventionelle Stimme der Frau“
- Orientiert sich an Anpassung an die Gesellschaft
2. Übergangsphase: Vom Gutsein zur Wahrheit
- Spannungsverhältnis zwischen Eigeninteresse und den Anforderungen der Sozialität
- Konflikt scheint unvereinbar
3. Niveau: Die Moral der Gewaltlosigkeit
- Zuvor getrennte Perspektive können vereint werden
- Das Selbst und die anderen müssen nicht im Konflikt bleiben
Gibt es eine Verbindung zwischen moralischer Orientierung und dem Geschlecht?
- 2/3 der Befragten: Moralentscheidungen beinhalten sowohl fürsorgliche-, als auch gerechte Anteile
- Weibliche Urteile weisen dabei eine höhere Variabilität auf.
- Anteil der Männer und Frauen mit „starkem“ Urteil (75 Prozent oder häufiger): ca. 86% , „moderate“ Orientierung (Häufigkeit 50-74 Prozent): ca. 31%
Zeigen sich bei den Personen, die Gerechtigkeits- oder Fürsorgekategorien gebrauchen, unterschiedliche demographische Charakreristika?
- Merkmale, auf die in der Studie zurückgegriffen werden konnten waren Religion, Intelligenz, Reihenfolge der Geschwister und Ausübung/Beruf der Eltern
- Es gibt keine signifikante Beziehung zwischen moralischer Orientierung und demographischen Merkmalen
Kritik
- selektive Stichprobenauswahl
- Vorgehen eher literarisch als wissenschaftlich
- keine belastbaren Daten, nur Anekdoten
Quelle:
Garz, Detlef (2006): Sozialpsychologische Entwicklungstheorien. In ders.: S.116-130. Wiesbaden
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