Rattatatam, mein Herz von Franzsika Seyboldt

Vom Leben mit der Angst

Angst ist erstmal nur ein Gefühl mit einer Funktion. Sie soll uns beschützen vor wirklichen Gefahren, doch was, wenn sie überhand nimmt?

Am 11. Januar erschien „Rattatatam, mein Herz”, in dem Franzsika Seyboldt mutig und offen von ihrer Angststörung erzählt. Sie versteckt sich hierbei nicht hinter einem lyrischen Ich, der Freundin eines Freundes oder einem Pseudonym und trägt damit entscheidend dazu bei, Stigmatisierung entgegenzuwirken.

An manchen Tagen fühlt sich die Autorin wie eine Schildkröte: bepanzert und sicher. An anderen Tagen hingegen wie ein Sieb, das alle Eindrücke filtert, wobei sie nicht kontrollieren kann, was haften bleibt. Das innere Dilemma und die daraus resultierende Anspannung macht sie jahrelang mit sich aus. Niemand soll die Angst bemerken, was zwangsläufig noch zu mehr Angst führt.

Die Autorin beschreibt, wie ihr die Kontrolle über dieses Gefühl entglitten ist und sich ins Gegenteil verkehrt hat: Die Angst hat sie im Griff. Sie ist ein ständiger, intriganter Begleiter und verhöhnt in Dialogen ihren Wirt.

Dafür, dass Angststörungen ziemlich häufig auftreten (jeder 6. Deutsche hat 1x in seinem Leben eine), wird zeimlich wenig offen darüber geredet. Die Autorin bricht damit und somit auch mit dem Zwang unangreifbar sein zu wollen.

Sie beschreibt Erkenntnisse, die sie über die Jahre gewonnen hat und diese sind auch für Nicht-Angstpatienten sehr hilfreich. Beispielsweise beschreibt Seyboldt, wie sie gekränkt wird und das hinnimmt, um ihr Gegenüber nicht zu verletzen. Wie sie eine Frau beobachtet, die ihre Grenze wahrt und sich überlegt, dass sie sich das jetzt nicht getraut hätte. Genau diese Grenzen sind aber so wichtig. Das Wahrnehmen des Rechts auf die eigenen Gefühle.

Fazit

Inmitten von einer perfektionierten Welt wird hier eine wichtige Botschaft vermittelt: Es ist ratsam, sich selbst im Blick zu haben, Grenzen zu setzen und seine Priorität auf sich selbst zu legen. In diesem Leben, das einem nur einmal gegönnt ist, soll es einem so gut wie möglich gehen. Das nehme ich daraus mit.

Besonders hervorheben möchte ich noch die Aufmachung des Buchs. Das Cover zeigt den ausgeprägten Herzschlag, den die Angst mit sich bringt und so finde ich den Titel, die Optik, sowie die Haptik sehr gut gelungen. Ein wunderbares Buch, in jeder Hinsicht.

Auf einen Blick

Rattatatam, mein Herz:
Vom Leben mit der Angst

Franziska Seyboldt
Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3-462-31684-1
Erscheinungsdatum: 11.01.2018
256 Seiten

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