Inklusion in Bibliotheken– ist das notwendig?

Lesen für alle

In der Menschenrechtskonvention der Organisation der Vereinten Nationen ist in Artikel 26 festgelegt, dass jeder Mensch das Recht auf Bildung hat.[1]

Lesen ist eine darunterfallende Kernkompetenz, die soziale, wirtschaftliche und kulturelle Partizipation durch das Erschließen von Informationen ermöglicht. Auch Bibliotheken sind in diese Systeme eingebunden und sollten entsprechend die Bedürfnisse der gesamten Gesellschaft berücksichtigen. Dennoch kann nicht jede*r die Angebote wahrnehmen.

Zum Jahresende 2017 gab es 7,8 Millionen Schwerbehinderte in Deutschland. Darunter zählen körperliche, geistige und seelische Behinderungen.[2]

Bei der Bibliotheksnutzung kann also nicht nur der räumliche Zugang eine Barriere darstellen, sondern auch das dortige Angebot.

Viele Menschen lesen gerne, obwohl es für sie mühsam ist. Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund, oder auch mit Lese- und Rechtschreibproblemen sowie geistiger Beeinträchtigung fallen darunter. Und auch Menschen mit Sehschwächen haben Schwierigkeiten, sobald die Schrift zu klein oder der Kontrast zu gering ist.

Schon diese Aufzählung zeigt die Vielfältigkeit der Ansprüche, die Bibliotheksnutzende mitbringen. Sicher sind unter diesen Menschen auch welche, die Bibliotheken meiden, weil sie sich dort fehl am Platz fühlen. Sie sind gehemmt, weil sie keine geeigneten Angebote vorfinden oder über das Vorhandensein dieser nicht informiert sind.

In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich der Frage nachgehen, welcher Handlungsbedarf besteht, damit Bibliotheken für möglichst viele Menschen ein Ort zum Stöbern und Verweilen werden.

Hierzu möchte ich zunächst feststellen, was die Aufgaben von Bibliotheken sind und diese definieren. Danach gehe ich auf potentielle Hindernisse ein, die bei der Erfüllung dieser auftreten können und werfe einen Blick auf bestehende Praxisprojekte, die Inklusion von Sehgeschädigten und Nichtmuttersprachler*innen fördern.

Zuletzt möchte ich resümieren, ob und inwieweit Bibliotheken allen zugänglich sind, welche Herausforderungen es noch zu bewältigen gilt und, worin die Chancen liegen, sich diesen zu stellen.

Die Aufgaben von Bibliotheken

Im Jahr 2011 hatten in den insgesamt 9898 öffentlichen Bibliotheken 10,9 Mio. Menschen eine Mitgliedschaft, was 13,3 Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach.[3] Daraus folgt, dass Bibliotheken eine viel genutzte Bildungs- und Kulturstätte sind. Da die Pluralität der Gesellschaft stetig steigt verändern sich auch die Anforderungen an die Bibliotheken. Denn „so wie die Bibliothek als gesellschaftliche Institution zentrale Eigenschaften der Gesellschaft (Hegemonie und Multiplizität) aufweist, sind analog ihre Bestandteile über Identität und Vielfalt charakterisiert“.[4] Heute sollen sie soziale Integration und individuelle Teilhabe an Kultur und Sozialem ermöglichen, indem sie Lese-, Lern-, Medien- und Informationskompetenzen vermitteln.[5] Auf diese Anforderungen möchte ich im Einzelnen eingehen.

Lesekompetenz umfasst drei Bereiche. Zum einen die Leseintentionen, Verstehensprozesse bei der Verarbeitung des Gelesenen sowie das Leseselbstkonzept, also die Einschätzung über die eigene Lesemotivation und das Leseverhalten.[6]

In der IGLU Studie, einer Grundschul-Lese-Untersuchung, wurde dazu geforscht, wie es um die Bibliotheksnutzung der Kinder steht. Hierbei zeigte sich, dass etwa 35 Prozent der Schüler*innen nie oder fast nie Bücher ausleihen. Auch der Anteil der Kinder, die mindestens wöchentlich Bücher entleihen liegt mit 24.2 deutlich unter dem EU-Durchschnitt, der bei 32.8% liegt.[7] Die Lernkompetenz zeichnet sich durch die Bereiche Selbststeuerungskompetenz, Kooperationskompetenz und Medienkompetenz aus, die zu lebenslangem Lernen führen sollen.[8] Selbststeuerung ist beim Lernen notwendig, da dies ein aktiver Prozess ist. Allerdings soll nicht nur Faktenwissen erlangt werden, sondern auch Kooperationskompetenz, was bedeutet, dass Teamarbeit und das Ausbilden von Denkmustern und die Artikulation derer ebenso gefragt ist.[9]

Um den Begriff „Medienkompetenz“ zu definieren, möchte ich im Folgenden das Medienkompetenzmodell nach dem deutschen Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke anführen. Vermittlung von Medienkritik umfasst ihm nach zum einen die analytische Fähigkeit, Inhalte zu prüfen.[10] Hierbei und hierzu soll vorhandenes Wissen stets reflektiert und erneuert werden. So kann der*die Rezipient*in beispielsweise nachvollziehen, dass Werbeträger Inhalte beeinflussen können.

Reflexiv soll eine kritische Betrachtung des eigenen Medienhandelns stattfinden, wobei eigenes Handeln stets auf soziale Verantwortlichkeit zu prüfen ist. Das Ziel der Mediennutzung soll erreicht werden durch die Vermittlung von Medienkunde. Dies geht einerseits über Informationen, die den klassischen Wissensbestand über Mediensysteme umfassen, aber auch Instrumentell- qualifikatorisch durch die Nutzung von Geräten. Die Nutzung kann rezeptiv-anwendend sein, wenn Informationen verarbeitet werden, aber auch interaktiv-anbietend, indem selbst Inhalte kreiert werden.[11]

Das Ziel der Mediengestaltung ist Informationskompetenz, also innovativ und kreativ Medien zu gestalten, um sie autonom auf das menschliche Leben zu beziehen.[12]

Um allen Menschen diese Gelegenheit zu geben, ist Inklusion notwendig.

Der Begriff Inklusion kommt von dem lateinischen Verb „includere“ und bedeutet „enthalten sein“.[13] Inklusion wird häufig im Zusammenhang mit Beeinträchtigung verwendet, soll sich hier aber auf Art. 14 der europäischen Menschenrechtskonventionen beziehen, wonach niemand „wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt oder eines sonstigen Status[…]“ benachteiligt werden soll.[14] Daraus folgt, dass jeder Mensch mit seinen Fähigkeiten und Einschränkungen akzeptiert und als Erweiterung und Bereicherung der Gesellschaft verstanden wird.[15]

Soziale Bibliotheksarbeit

Soziale Bibliotheksarbeit ist keine Sozialarbeit, auch wenn es sich hierbei um Arbeit mit benachteiligten gesellschaftlichen Gruppen handelt.[16] Vielmehr geht es darum die bestehenden Dienstleistungen allen zugänglich zu machen. Die fünf Dimensionen, in denen Benachteiligung auftreten können, sind ökonomische, soziale, kulturelle, physische oder psychische Beeinträchtigungen. Um inklusive Bibliotheksarbeit anbieten zu können, müssen Strukturen flexibel veränderbar sein, um allen Menschen gerecht zu werden.[17]

Nicht nur räumliche Barrierefreiheit in Form von breiten und stufenlosen Gängen muss für körperlich Eingeschränkte gegeben sein, auch die Medien müssen allgemein nutzbar sein. Für Sehbeeinträchtigte kommen kontrastreiche Bildschirme in Frage, Leselupen, Screenreader, sowie induktive Höranlagen.[18] Kontrastreiche Bildschirme sind besser sichtbar und schonen die Augen. Falls das nicht reicht, kann der Screenreader Abhilfe schaffen. Dies ist ein Gerät, das den Nutzenden den Bildschirminhalt vorliest. Mit induktiven Höranlagen kann das Gesagte direkt in das Ohr gestreamt werden, sodass das Klangbild ohne Störungen ankommt, da Hintergrundgeräusche automatische gefiltert werden.

Für Menschen mit Lern- und Sprachproblemen können Texte in leichter Sprache hilfreich sein, aber auch für ältere und hörgeschädigte Menschen mit geringerer Lautsprachkompetenz, Menschen mit geringen Deutschkenntnissen und für Lernende einer Fremdsprache.[19] Das Konzept „Leichte Sprache“ umfasst die Nutzung von einfachen Sätzen und kurzen Wörtern. Es werden keine Synonyme, sondern stets dieselben Begrifflichkeiten genutzt.[20] Es wird sprachlich nur vom Aktiv und Indikativ Gebrauch gemacht und Metaphern sowie komplexe Worte sollen vermieden werden. Ist letzteres unverzichtbar, soll auf Silbentrennung durch Mediopunkte geachtet werden. Ebenso ist es hilfreich, wenn das Layout eine größere Schrift, größere Zeilenabstände und größeren Abstand zwischen den Wörtern bietet.[21]

In Bibliotheken sind folglich nicht nur alle Informationen in einfacher Sprache nötig, sondern auch eine Abteilung mit derartigen Büchern. Angebote hierzu gibt es beispielsweise beim „Spaß am Lesen Verlag“ in Münster, in dem auch Klassiker in einfacher Sprache erscheinen. Aus dem bekannten ersten Satz Kafkas Verwandlung werden hier beispielsweise viele kurze, leicht verständliche Sätze, die die Geschichte auf das Wesentliche herunterbrechen, ohne dass relevanter Inhalt eingebüßt wird. [22]

Blinden Menschen in Deutschland stehen um die 10 Blindenbibliotheken zur Verfügung.[23] Über die Hälfte der Zielgruppe dort ist älter als 70 Jahre. Da viele Menschen erst im Alter ihre Sehkraft verlieren, können sie die Blindenschrift nicht mehr erlernen, weil häufig auch andere Erkrankungen wie Diabetes damit einhergehen, die die Sensibilität des Tastvermögens einschränken.[24]

Bei verminderter Mobilität werden Bücher den sehbeeinträchtigten Menschen per Post zugesandt. Viele melden sich von diesem Angebot allerdings wieder ab, da sie den Rückversand aus logistischen Gründen nicht selbstständig bewältigen können.[25] Die Poststelle muss erreicht werden und Bücher in Brailleschrift sind schließlich auch sehr groß, da die Punktschrift größer ist als die Schwarzschrift.

Ein Teil von der beliebten Jugendbuchreihe „Harry Potter“ umfasst in diesem Format etwa 6 Bände in der Größe eines Leitz-Ordners, was einer höheren Raumkapazität bedarf.[26] Des Weiteren könnte Kontakt zwischen Bibliotheken und Sozialeinrichtungen hergestellt werden, sodass auch Menschen, die eine Bibliothek unter keinen Umständen aufsuchen können, weil sie sich in Krankenhäusern, Gefängnissen oder anderen Einrichtungen befinden, Zugang zu Informationen erhalten.[27]

Die Bibliotheksarbeit im Strafvollzug ist in Deutschland föderal geregelt. Es gibt aber in jeder Einrichtung eine Bibliothek, da jede*r Gefangene ein im Strafvollzugsgesetz verankertes Recht auf diese hat.[28] Während im 19. Jahrhundert die dort ansässigen Bücherbestände von Seelsorgenden betreut wurden, verwalten seit dem 20. Jahrhundert immer mehr Lehrer*innen die Bücherhallen.[29] Fachpersonal findet sich hingegen selten.[30] Der Zugang zur Mediennutzung soll den Gefangenen zur Unterhaltung, Weiterbildung und Selbsterfahrung dienen.[31] Inhaftierte können selbst mancherorts zu Büchereiarbeitern werden und eingeschränkt alle anfallenden Tätigkeiten ausführen.[32]

Praxisbeispiel Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen in Leipzig

Das Deutsche Zentrum für barrierefreies Lernen (dzb lesen), ehemals Deutsche Zentralbücherei für Blinde, ist eine Bibliothek, die sich in drei Bereiche gliedert.

Es gibt eine Wissenschafts-, Hör- und Brailleschriftliteraturabteilung. Daneben versteht sie sich als Produktionsstätte für Braillebücher, Zeitschriften, Reliefs, Noten und Bücher im Großdruck sowie DAISY-Hörbücher.[33] Daisy steht für Digital Accessible Information System und ist eine Technologie, die extra von Blindenbüchereien entwickelt wurde. Hintergrund ist, dass sich darauf mehrere Hörbücher von bis zu 40 Stunden abspeichern lassen und, dass die Technologie den Nutzenden erlaubt spezifische Kapitel, Zeilen oder Fußnoten gezielt aufzusuchen und die Sprechgeschwindigkeit zu regulieren.[34] Damit die Technik von allen genutzt werden kann, gib es einen Leipziger Online-Unterstützungs- und Beratungsservice, der über Computer- und Internetnutzung, sowie DAISY-Anwendungen informiert. Die Beratung erfolgt telefonisch, per Mail oder Brailleschrift.[35]

Medien können sowohl entliehen als auch gekauft werden. Gefördert wird dies vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, da die Bibliothek ein Staatsbetrieb ist.[36] Nicht nur Sehgeschädigte in Sachsen können das Angebot nutzen: Weltweit können die Medien per Fernleihe gebucht werden. Im Bestand gibt es 48.900 Hörbücher, über 18.500 Braillebücher und 6.700 Notenwerke für die über 5500 aktive Nutzer*innen. Sonderwünsche können in Auftrag gegeben werden, darunter die Herstellung von Braillenoten für blinde Musiker, geografische Karten, taktile Malbücher, Kalender und Glückwunschkarten.[37] Es werden Blindenschriftkurse angeboten und das dzb lesen führt Lesungen und Ausstellungen, sowohl im eigenen Haus als auch auf Fachmessen, durch. Um die Thematik weiter in die Öffentlichkeit zu tragen, kommen regelmäßig Kooperationen zustande. Die neueste besteht mit der LEGO Stiftung, die nun nicht kommerziell LEGO® Braille-Steine herstellt, um Kinder spielerisch an die Brailleschrift heranzuführen. Dazu gibt es auf der Website Spielanleitungen, die die Kinder zum Spielen mit den Steinen animieren.[38]

Praxisbeispiel Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zeichnet sich dadurch aus, dass der Anteil Nicht-Deutscher sehr hoch ist.[39] Auf den Pisa-Schock 2000, der die Benachteiligung von Einwandererkindern offenbarte, reagierte die dortige Mittelpunktbibliothek Wilhelm Liebknecht/ Namik Kemal mit interkultureller Bibliotheksarbeit zur Sprach- und Leseförderung von Migrant*innen.[40] Sie werden dort bei der Erlernung der deutschen Sprache unterstützt, gleichzeitig gibt es aber auch zahlreiche fremdsprachige Medien, um Verbindung zu den Herkunftsländern zu ermöglichen und kulturelle Diversität zu fördern und Vielfalt als Chance zu begreifen.[41]

Für Kinder gibt es Bibliotheksführungen, Bilderbuch-Bastel-Aktionen, Schulbücher und Lernhilfen im Klassensatz. Die Bibliothek kooperiert mit Studierenden der Berliner Hochschulen, um diese Materialien zu entwickeln und den Kindern nahezubringen. Durch diese Teamarbeit zwischen Schule und Bibliothek werden Lerntechniken vermittelt, die an die selbstständige Mediennutzung heranführen.[42]

In der Bibliothek treffen alle Altersgruppen aufeinander, wenn die Kinder zum Lesen, Spielen und zur Hausaufgabenbetreuung da sind, während die Rentner*innen auf rund 12500 fremdsprachige Medien zurückgreifen können, darunter auch aktuelle Zeitungen.[43] Die Bibliothek versteht sich als interkulturelle Familienbibliothek, die ihren Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit sieht. Hier haben alle die Chance auf sinnvolle Freizeitgestaltung, Rückzugsräume für die Erledigung von Hausaufgaben und Referatsvorbereitungen. Unterstützt werden sie dabei von Hausaufgabenhelfern.[44]

Des Weiteren gibt es wöchentlich Vorleseveranstaltungen für jüngere Kinder und Projekte und Workshops zu diversen Themen. Angeboten wird auch eine wöchentliche Computersprechstunde, in der Nutzer*innen Fragen zum Umgang stellen können. Die Bibliothek sieht sich nicht nur als Lern-, sondern auch als Gaming-Ort. Konsolenspiele können für eine Stunde am Tag genutzt werden und wöchentlich knüpfen medienpädagogische Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und deren Eltern an.[45]

Fazit

Auf Grund der Pluralität der Gesellschaft scheint es unmöglich, alle Bedürfnisse zeitgleich abzudecken und dennoch muss dies angestrebt werden. Wenn jede Bibliothek einen Schwerpunkt verfolgt, können möglichst viele Menschen in verschiedenen Lebensumständen das Angebot nutzen. Bibliotheken müssen als staatliche Institutionen einen Beitrag für Inklusion leisten, um demokratische Bildung und Partizipation zu verwirklichen und zu erhalten. Die beispielhaft genannten Projekte verweisen auf die Möglichkeiten, die Bibliotheken vor Ort entfalten können. Bibliotheken können zur Ideenschmiede werden und ihre Visionen ausprobieren und umsetzen. Durch Kooperationen zu anderen Firmen und Vereinen kann der Bekanntheitsgrad solcher Projekte gesteigert und so weitere Institutionen zum Nachziehen bewegt werden. Auf Grund der immer steigenden Vielfältigkeit von Lebenswirklichkeiten besticht eine moderne Bibliothek nicht nur mit einem vielseitigen Medienbestand, sondern mit sich engagierendem Personal, welches das Miteinander des Bezirks und der Gemeinschaft mit Informationen und interaktiven Veranstaltungen fördert. Auch wenn viele Möglichkeiten bereits genutzt werden, bleibt viel Raum zur Exploration neuer Felder. Spezifisch im Gamingbereich gibt es noch viel Potential. Games schaffen durch den interaktiven Spaß daran Kontakte zwischen verschiedenen Menschen herzustellen, laden ein zum darüber Reden und Reflektieren und fördern so das Miteinander diverser Bildungs-, Alters- und Einkommensschichten. Bei Spielenachmittagen und Gaming-Turnieren unter medienpädagogischer Anleitung kann das Miteinander und gleichermaßen die Medienkompetenz gefördert werden. Es gibt einige Projekte örtlicher Büchereien, jedoch handelt es sich hierbei um nicht koordinierte, vereinzelte Initiativen. Barrierefreiheit und Inklusion stellen einen Mehrwert für alle dar, da nur aufgeklärte Bürger*innen die Demokratie aufrechterhalten.

[1] Vgl. Vereinte Nationen: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. In: Website der UN. 10.12.1984.  https://www.un.org/depts/german/menschenrechte/aemr.pdf [13.09.2020].

[2]Vgl. Statistisches Bundesamt. 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen leben in Deutschland. Pressemitteilung Nr. 228 vom 25. Juni 2018. In: Statistisches Bundesamt.  https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2018/06/PD18_228_227.html [13.09.2020].

[3] Vgl. Mefebue, Astrid Biele. Umgang mit sozialer Diversität in der Bibliotheksarbeit– eine empirische Untersuchung (Bibliotheks- und Informationspraxis 57). Berlin: De Gruyter Saur 2016, S. 43.

[4] Hobohm, Hans-Christoph. Bibliothek und Diversität. Eine theoretische Annäherung. (Bibliotheks- und Informationspraxis 57). Berlin: De Gruyter Saur 2016, S. 9.

[5] Mefebue: Umgang mit sozialer Diversität in der Bibliotheksarbeit– eine empirische Untersuchung, S.48.

[6] Vgl. Hußmann, Anke u.a. IGLU 2016. Lesekompetenzen von Grundschulkindern in Deutschland im

internationalen Vergleich. München: Waxmann Verlag GmbH 2017, S.14.

[7] Siehe ebd., S.19.

[8] Vgl. Mandl, Heinz/ Krause, Ulrike-Marie: Lernkompetenz für die Wissensgesellschaft. Forschungsbericht Nr. 145. München: Ludwig-Maximilians-Universität, Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie, S. 11. https://doi.org/10.5282/ubm/epub.253 [13.09.2020].

[9] Vgl. ebd., S.12.

[10] Vgl. Moser, Heinz: Einführung in die Medienpädagogik. Aufwachsen im digitalen Zeitalter. Wiesbaden: Springer VS 2019, S. 196.

[11] Vgl. ebd., S. 196.

[12] Vgl. Zorn, Isabel/ Schluchter, Jan-René/ Bosse, Ingo: Theoretische Grundlagen inklusiver Medienbildung. In: [Handbuch Inklusion und Medienbildung]. Hrsg. von [Zorn, Isabel/ Schluchter, Jan-René/ Bosse, Ingo]. Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2019, S.25.

[13]  Vgl. Heinz, Daniel/ Gühnemann, Denise: Inklusive Medienpädagogik in Bibliotheken (BIBLIOTHEK – Forschung und Praxis 2015, 39(3)). Köln: De Gruyter 2015, https://doi.org/10.1515/bfp-2015-0044 [13.09.2020], S.294.

[14] Vgl. Europäische Menschenrechtskonvention. Artikel 14. https://dejure.org/gesetze/MRK/14.html [13.09.2020].

[15] Vgl. Janßen, Elke. Die inklusive Bibliothek. Lesen für alle in Leichter Sprache. Hrsg. [Hauke, Petra] Bad Honnef: Bock + Herchen Verlag 2019, S.294.

[16] Vgl. Schulz, Manuela: Soziale Bibliotheksarbeit. Kompensationsinstrument zwischen Anspruch und Wirklichkeit im öffentlichen Bibliothekswesen. Berlin: Simon Verlag für Bibliothekswissen, 2009, S.17.

[17] Heinz, Daniel/ Gühnemann, Denise, S. 294-303.

[18] Vgl. ebd.

[19] Vgl. Janßen, S. 138.

[20] Vgl. Hußmann, S. 308.

[21] Vgl. ebd.

[22] Siehe Spaß am Lesen Verlag. Die Verwandlung von Franz Kafka in einfacher Sprache. In: https://einfachebuecher.de/epages/95de2368-3ee3-4c50-b83e-c53e52d597ae.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/95de2368-3ee3-4c50-b83e-c53e52d597ae/Products/978-3-947185-99-3 [07.09.2020].

[23] Vgl. Siems, Susanne: Öffentliche Bibliothek für Blinde– Blinde in öffentlichen Bibliotheken. In: [Zugang für alle– Soziale Bibliotheksarbeit in Deutschland]. Hrsg. von [Kaden,Ben/ Kindling, Maxi]. Berlin: BibSpider 2007, S.99.

[24] Vgl. ebd., S.102.

[25] Vgl. ebd.

[26] Vgl. ebd., S.101.

[27] Vgl. Schulz: Soziale Bibliotheksarbeit. Kompensationsinstrument zwischen Anspruch und Wirklichkeit im öffentlichen Bibliothekswesen, S.20.

[28] Vgl. Peschers, Gerhard: Bibliotheksarbeit im Justizvollzug in Deutschland am Beispiel Nordrhein-Westfalens.“ In: [Zugang für alle – Soziale Bibliotheksarbeit in Deutschland]. Hrsg. von [Kaden, Ben/ Kindling,Maxi]. Berlin: BibSpider, 2007, S.181.

[29] Vgl. ebd., S. 183.

[30] Vgl. ebd., S.181.

[31] Vgl. ebd., S.184.

[32] Vgl. ebd., S.191.

[33] Vgl. Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen. In: dzb lesen. https://www.dzblesen.de/index.php?site_id=8 [14.09.2020].

[34] Was ist DAISY? In: dzb lesen. https://www.dzblesen.de/index.php?site_id=7.8 [13.09.2020].

[35] LOUIS. In: dzb lesen. https://www.dzblesen.de/index.php?site_id=7 [13.09.2020].

[36] Vgl. Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen. In: dzb lesen. https://www.dzblesen.de/index.php?site_id=8 [14.09.2020].

[37] Vgl. ebd.

[38] LEGO® Braille-Steine für Leseanfänger. In: dzb lesen. https://www.dzblesen.de/lego [14.09.2020].

[39] Metz, Susanne: Interkulturelle Bibliotheksarbeit in der Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg. Zielgruppenorientierung, keine soziale Bibliotheksarbeit. In: [Zugang für alle– Soziale Bibliotheksarbeit in Deutschland]. Hrsg. von [Kaden,Ben/ Kindling, Maxi]. Berlin: BibSpider 2007, S. 210-221.

[40] Vgl. ebd.

[41] Vgl. ebd, S.212.

[42] Vgl ebd., S.217f.

[43] Vgl. ebd., S.219f.

[44] Mittelpunktbbibliothek Wilhelm Liebknecht/ Namik Kemal. In: Website der Stadt Berlin. https://www.berlin.de/stadtbibliothek-friedrichshain-kreuzberg/bibliotheken/mittelpunktbibliothek-wilhelm-liebknecht-namik-kemal/ [15.09.2020]

[45] BiLGO – Bibliothek als Lern- und Gaming-Ort. In: Website der Stadt Berlin. https://www.berlin.de/stadtbibliothek-friedrichshain-kreuzberg/wir-ueber-uns/projekte/artikel.842003.php [15.09.2020]

Moral

Moralentwicklung nach Carol Gilligan

Carol Gilligan

Die US-amerikanische Psychologin und feministische Ethikerin wurde 1936 geboren. Bekannt wurde sie durch die Erweiterung des  6-Stufenmodell der Moralentwicklung von ihrem ehemaligen Dozenten Lawrence Kohlberg .

Nach Gilligan gibt es zwei zentrale Stimmen, wenn moralische Dilemmata auftreten. Einerseits die Stimme der Fürsorge, andererseits die Stimme der Gerechtigkeit.
Frauen orientieren sich bei moralischen Urteilen mehr am Beziehungs-, Interaktions- und Verantwortungsgefüge der an einer Problemsituation beteiligten Person, Männer dagegen eher an Gerechtigkeitsaspekten wie Recht und Pflicht.

Moral-Gilligan

 

1. Niveau: Orientierung am individuellen Überleben

  • Dominanz des eigenen Wohlbefindens, dient möglicherweise als Schutzfunktion
  • Beispiel: Geburt eines Kindes als Bereicherung, Kehrseite der Verantwortung ist noch im Hintergrund

1. Übergangsphase:
vom Egoismus zur Verantwortlichkeit

  • Egoistisches Denken wird erkannt
  • Es wird versucht eine verantwortungsvollere Handlungsweise zu finden
  • Außenstehende werden berücksichtigt

2. Niveau: Orientierung an Konventionen

  • „mütterliche Moral“
  • “konventionelle Stimme der Frau“
  • Orientiert sich an Anpassung an die Gesellschaft

2. Übergangsphase: Vom Gutsein zur Wahrheit

  • Spannungsverhältnis zwischen Eigeninteresse und den Anforderungen der Sozialität
  • Konflikt scheint unvereinbar

3. Niveau: Die Moral der Gewaltlosigkeit

  • Zuvor getrennte Perspektive können vereint werden
  • Das Selbst und die anderen müssen nicht im Konflikt bleiben

Gibt es eine Verbindung zwischen moralischer Orientierung und dem Geschlecht?

  • 2/3 der Befragten: Moralentscheidungen beinhalten sowohl fürsorgliche-, als auch gerechte Anteile
  • Weibliche Urteile weisen dabei eine höhere Variabilität auf.
  • Anteil der Männer und Frauen mit „starkem“ Urteil (75 Prozent oder häufiger): ca. 86% , „moderate“ Orientierung (Häufigkeit 50-74 Prozent): ca. 31%

Zeigen sich bei den Personen, die Gerechtigkeits- oder Fürsorgekategorien gebrauchen, unterschiedliche demographische Charakreristika?

  • Merkmale, auf die in der Studie zurückgegriffen werden konnten waren Religion, Intelligenz, Reihenfolge der Geschwister und Ausübung/Beruf der Eltern
  • Es gibt keine signifikante Beziehung zwischen moralischer Orientierung und demographischen Merkmalen

Kritik

  • selektive Stichprobenauswahl
  • Vorgehen eher literarisch als wissenschaftlich
  • keine belastbaren Daten, nur Anekdoten

Quelle:
Garz, Detlef (2006): Sozialpsychologische Entwicklungstheorien. In ders.: S.116-130. Wiesbaden

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Morgen ist leider auch noch ein Tag von Tobi Katze

Irgendwie hatte ich von meiner Depression mehr erwartet

Tobi Katze existiert, lebt aber nicht. Schuld ist seine Depression, die mehr ist, als nur ein bisschen Traurigkeit.
Als junger Mann könnte er tun, was immer er mag.
Das Problem hierbei: Er möchte nichts.

Das Bett fesselt ihn und jegliche Geräusche sind ihm zu viel.

Ich fühle mich scheiße, weil ich nicht aufstehen kann, und ich kann nicht aufstehen, weil ich mich deswegen scheiße fühle.

Dieser Teufelskreis lässt sich nur schwer durchbrechen.

Wenn er es dann doch mal unter Menschen kommt, fühlt er sich unbehaglich.
Er hat Probleme damit Grenzen zu setzen, Nein zu sagen aus Angst vor Ablehnung und interpretiert in normale Aussagen seiner Freunde unausgesprochene Vorwürfe.

Depression? Ach was!

“Ich komme morgens auch schwer aus dem Bett”, denken – oder noch schlimmer– sagen nicht wenige Menschen, wenn sie von der Erkrankung hören.
Depression ist aber so viel mehr als diagnostizierte Faulheit, auf der sich Betroffene ausruhen.

Ich frage mich wirklich, wie die Leute das machen. Allein die Vorstellung, jeden Morgen ohne jegliches Ringen mit sich selbst einfach aufzustehen…Es gibt so viele Dinge zu tun, aber nichts, was mich treibt.

Der Autor beschreibt seine Gefühlswelt sehr eingänglich, ohne hierbei einen selbstmitleidigen Eindruck zu erwecken.

 

Das Fazit

Morgen ist leider auch noch ein Tag von Tobi Katze ist ein leicht bekömmlicher Roman über Depressionen, der recht nüchtern veranschaulicht, ohne mit Mimimi zu nerven.
(Warum steht Mimimi eigentlich noch immer nicht im Duden?)

Jeder zehnte Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an einer Depression und psychische Probleme sind auch die zweithäufigste Ursache für Krankmeldungen am Arbeitsplatz.
So liegt der Verdacht nahe, dass jeder einen Betroffenen im Umfeld hat.
Um Verständnis zu entwickeln und sich zu sensibilisieren ist das Buch absolut geeignet.

Michi Buchinger

Hello friends, Michael Buchinger hier

Lange Beine, kurze Lügen

Michael Buchinger, bekannt als YouTuber, der nach der Einsicht eines bestehenden Problems dem Alkohol entsagt hat, schenkt seinen Lesern in diesem Buch dennoch reinen Wein ein. Es geht ums Lügen. Darum, dass Lügen zum guten Ton gehören sollte und wie Michi selbst das handhabt.

Was wir von Michi lernen können

Nirgends gibt es mehr Gründe für die Unwahrheit als auf diesen 230 Seiten.
Und auch mit Weisheiten für alle Lebenslagen wird nicht gegeizt!
So zum Beispiel “Anrufen ist das neue >Unangekündigt vor deiner Haustür stehen<“, lieber 30 Prozent mehr für eine Reise bezahlen, als 30 Prozent mehr Anspannung zu erleben, oder auch: immer schön Backups machen.

Von Michi kann man einfach immer was lernen.

Das Fazit

Beim Lesen habe ich die ganze Zeit Michis Stimme mit sympathischem österreichischem Dialekt im Kopf. Daher plädiere ich auch für ein Hörbuch, gelesen vom Autor selbst. Der Inhalt umfasst alles, was es für ein erfolgreiches Leben zu wissen gibt.
Vor allem für Fans ein absolutes must-read.

marie

Marie Malheur und das große Mundwerk von Timo Snow

Der Inhalt

Maries Eltern sind tot, weshalb sie im Heim aufgewachsen ist.
Sie hat eine Ausbildungsstelle als Medizinische Fachangestellte, ihr Chef ist aber ein richtig unangenehmer Typ.
Um die Tage in der Praxis durchzustehen hat sich Marie Drogen besorgt.
Die als MutterNatur 500mg deklarierten Pillen überdosiert Marie auf der Arbeit, was sich natürlich negativ auswirkt.
Ihrer Verantwortung wird sie zugedröhnt nicht gerecht.
Als sie den Patienten Hubertus Knife behandeln soll, geht etwas gewaltig schief.

Wegen der Prozedur verpasst Herr Knife nicht nur sein geplantes Date, sondern verliert auch die Ecke eines Zahns.
Für diese Umstände wird er sich an Marie rächen, was sie noch zu verhindern sucht.

Die Figuren

Ein richtiges soziales Umfeld hat Marie nicht. Die Menschen, die ihr am nächsten stehen, sind ihre beiden Dealer. Diese Geschäftspartner sind als “ß” bekannt, denn ihre Spitznamen sind Schneemann und Zwerg.

Kennengelernt haben sich die inzwischen einunddreißigjährigen während des Chemiestudiums.

Da sie zu den besten des Jahrgangs gehörten ist es für sie ein Leichtes neue synthetische Drogen herzustellen und alte zu verbessern.
Die Drogen-Designer testen ihre Produkte an sich selbst, weshalb sie dauerhigh sind.

Die beiden sind echt schräge Typen!
So verwendet der über 2 Meter große Zwerg, der seinen Spitznamen dem Schneemann zu verdanken hat, oft lateinische Sprichwörter. Außerdem hat er ein Faible für Zweideutigkeiten.
Das zeigt sich beispielsweise, als er Marie vor ihrem Konsum folgendermaßen instruiert:

(Die Pillen sind) Nicht rektal, subkutan, intravenös oder vaginal einzunehmen, sondern oral, mit dem Munde, wie es den Männern am liebsten ist. […]

Lies am besten erst mal die Verpackungsbeilage durch. Also nicht, dass du sie durch durchlesen sollst, sondern nüchtern.

Der Schneemann, der wegen seiner Vorliebe für Kokain so genannt wird, hat eine noch größere Besonderheit: Gehäuft verwendet er die Ausdrücke >Alter<, >Abfuck<, oder >Im Endeffekt< und an Nomen hängt er ein -boy an, was dann folgendermaßen aussehen kann:

Das Ganze ist im Endeffekt voll der Abfuckboy, aber ich hab eine Idee, mach kurz den Warteboy, Alter.

Fazit

Kreative Wortspiele, schräge Neologismen, vulgäre Kraftausdrücke, unterhaltsame Figurenreden, verstörend anstößige Szenen.
Alles findet sich in der Geschichte rund um Marie Malheur wieder.

Der Undergroundroman Marie Malheur und das große Mundwerk ist schräg, ungewöhnlich, aber auch aufwühlend.

Gegen Ende war der Roman harter Stoff- auch unabhängig von den Drogen, um bei den Wortspielen zu bleiben.
“Marie, diese Pechmarie”, entwickelt sich zu einer tragischen Figur.

 

So sehr mich das Buch sprachlich begeistert, so verstört lässt es mich inhaltlich zurück.

 

Auf einen Blick

Timo Snow
Marie Malheur und das große Mundwerk
284 Seiten
Verlag: KUUUK
Auflage: 1
18. Januar 2016
16,50€

Who says you can’t? You do

Daniel Chidiac befasst sich in seinem aller ersten Buch Who says you can’t? You do mit dem Thema der Persönlichkeitsentwicklung.

Wieso gibt es Menschen, bei denen alles so leicht von der Hand zu gehen scheint, während anderen die Motivation für alles fehlt. Beispielsweise- wer kennt es nicht- zum Holen der Fernbedienung, die mal wieder näher am TV als an der Couch liegt.

Wieso stehen manche am Morgen auf und freuen sich auf den Tag, anstelle geplagt zu sein von Ängsten und Zweifeln?

Der Autor überdenkt, was die erfolgreichsten Menschen gemeinsam haben und schlussfolgert, dass sie bei allen Unterschieden ein ähnliches Mindset aufweisen.

The beauty of life is just as real as the ugliness of life. It all depends on which one you choose to see.

Das Vorgehen

In der Einleitung führt der Autor den Leser in die Gliederung des Buchs ein.
Die 7 Schritte werden benannt. Doch bevor der Autor näher darauf eingeht, schließt der Leser einen Vertrag mit sich selbst.
Dieser fasst die Ziele der Selbstfindung zusammen und das motiviert.

I have had enough experience to know one side of life, and now it’s my time to shine. […] I will relentlessy work to empower my life and push beyond my own limits.

Schritt 1:
Selbsterkundung, um zur Autorität des eigenen Lebens zu werden

Wer bin ich?, ist wohl die entscheidende Frage, um zu der Antwort auf jene zu gelangen, wer ich sein will. Doch wie finde ich das heraus?

Hierzu hat Daniel Chidiac Fragen formuliert, die mich dazu bringen genau hinzusehen und in mich hineinzufühlen:

Kann ich von mir selbst sagen, dass ich respektvoll, ehrlich und dankbar bin?

Als hätte mich der Autor ertappt, geht er darauf ein, wieso ich dies verneine. Ich höre auf, mich auf einzelne Situationen zu beschränken, gehe zurück zu den Fragen und frage vor dem Hintergrund, in welchen Situationen ich dem doch zustimmen kann. Plötzlich fällt mir eine ganze Menge ein und so bestätigt sich die These des Anfangs. Alles ist nur eine Frage der Einstellung.

Was du glaubst, wird zu deiner Wirklichkeit und es bist unausweichlich du, der deine Gedanken lenkt. Also geht das auch ins Positive.

Our thoughts are our choice.

Schritt 2: Energie konstruktiv lenken

Hast du dich auch schon so oft gefragt, wieso die Welt so schlecht ist?
In den Medien werden Probleme häufiger thematisiert, als positive Aspekte.
Die These von Daniel Chidiac ist, dass wenn wir uns mehr mit positiven Dingen beschäftigen, die weniger präsent, aber dennoch gleichermaßen vorhanden sind, wir uns besser fühlen.

Imagine if every time we turned on the TV or opened a newspaper, we were surrounded by love and things that help us move toward uniting this world.

 

Was mich in diesem Kapitel wirklich überrascht ist der Aspekt, dass erfolgreiche Menschen angeblich weniger Schlaf brauchen. Sobald sie ein Ziel haben, das sie positiv antreibt, haben sie mehr Energie zur Verfügung, um dieses zu erreichen. Man bekommt folglich nicht ausschließlich durch Schlaf und Ruhe Energie, sondern durch Dinge, die man gerne tut. Daher gilt es diese zu finden.

Schritt 3: Das System der Leistung

Alle Menschen können Erfolge in ihrem Leben aufweisen und mögen diese noch so klein sein.

Wir haben Laufen gelernt, Beziehungen gehalten oder beendet. Haben Ablehnung erhalten und haben gelernt damit zu leben oder Dinge erreicht, wie einen Schulabschluss oder einen Führerschein.
Meinst du, dass das selbstverständlich ist?

Achievement never dropped out of the sky and knocked on your front door with a bunch of roses- you had to go and get it.

 

Leistung und Erfolg müssen hierbei subjektiv betrachtet werden.
Jeder Mensch hat eigene Visionen und was den einen beruhigt, beispielsweise viel Geld, kann einen plötzlichen Millionär in den Ruin oder gar in den Selbstmord treiben.

Auch hier gibt der Autor dem Leser Leitfragen und Strategien an die Hand, um sich und seinem wahren Inneren näher zu kommen.

Our mind is the canvas on which we create and imagination is its tool. Things once thought of as “just a dream” will turn into a vision so strong that your passion will see to its becoming real.

Schritt 4: Zwischenmenschliche Beziehungen steuern

Verschiedene Menschen umgeben uns und wir können mitentscheiden, wen wir weiter in unser Leben lassen und wen nicht.

In diesem Kapitel geht es um Kriterien, die helfen zu differenzieren wer es gut mit seiner Kritik meint, und wer es nur darauf abgesehen hat uns kleinzuhalten.

Schritt 5: Körperliche Gesundheit

Der nächste Aspekt ist der Körper. Dieser und der Geist gehen Hand in Hand miteinander.
Anregungen zum morgens Aufstehen oder zu Ritualen, die Entscheidungen zu Aktionen werden lassen beleuchtet Daniel Chidiac hier.

Was hier wichtig ist: Fit und gesund zu sein geht nicht mit dem Ziel nach Gewichtsreduktion einher.

To be healthy and fit is a lifestyle that lasts forever.

Auch diese Kapitel macht Sinn, überzeugt mich und meinen Schweinehund aber am wenigsten.

Schritt 6: Ein offener Geist löst die Fesseln des Herzens

Oder so ähnlich lautet die Überschrift im Original. Jedenfalls fängt das Buch hier ein bisschen an sich zu wiederholen.
Aber ohne Wiederholung könnte sich der Inhalt auch gar nicht so gut im Gehirn verankern.
Was willst du denken/fühlen/erreichen?, sind die bereits bekannten Leitfragen, die dennoch mit neuen Aspekten gespickt werden.
Hier wird es erstmals philosophisch und damit noch ein bisschen emotionaler.

Most people wait in anticipation for a miracle to happen in their life, unaware that the miracle is actually life itself.

 

Schritt 7: Erfüllung ist wahrer Erfolg

Zuletzt gibt es eine Zusammenfassung darüber, was im Leben wirklich wichtig ist. Zufriedenheit, lieben und geliebt zu werden. Veranschaulicht wird dies durch Geschichten und altbekannte Grundannahmen.

Fazit

Who say’s you can’t? You do enthält keine neuen Ansätze, wie man sein Leben verändert. Aber die bekannten, die oft so platt und ausgelutscht daherkommen, werden vielseitig beleuchtet.
Hilfreiche Fragen regen zur Selbstreflexion an und durchdachte Beispiele veranschaulichen die gestellten Thesen.

Der Aufbau des Buchs ist logisch, die Inhalte schlüssig und wirklich motivierend.

Obwohl mein Englisch ausbaufähig ist, habe ich alles problemlos verstanden und denke, dass das Buch auch für Menschen geeignet ist, die einen kleineren Wortschatz mitbringen.
Außerdem ist gerade für solche Zweifler dieses Buch genau das Richtige!
Denn Who say’s you can’t? You do!

 

Auf einen Blick

Who Says You Can’t? You Do:
The life-changing self help book that’s empowering people around the world to live an extraordinary life
9,79 Euro

Hör auf zu lügen von Philippe Besson

Das erste von drei Kapiteln spielt 1984. Es gibt eine Einführung in das Leben des 17-jährigen Philippes. In einem kleinen französischen Dorf besucht der hochbegabte Philippe ein Gymnasium, das unter der Leitung seines Vaters steht.
Er ist ein Außenseiter, denn

Ich bin ein Musterschüler,(…)der Stolz seiner Lehrer.
Heute würde ich diesen Siebzehnjährigen Ohrfeigen, nicht etwa wegen seiner guten Zensuren, sondern weil er immer nur seinen Richtern gefallen wollte. (S.16)

Er verfügt über keinen Ehrgeiz, langweilt sich und tut, was von ihm erwartet wird. Es kursiert das Gerücht über seine Homosexualität, wegen seiner körperlichen Schwäche, und weil er nie mit einem Mädchen gesehen worden war. Passiv wie er ist, reagiert er nicht darauf. Er ist unfähig zu benennen was er fühlt, wenngleich er bereits im Alter von 11 Jahren erste Intimitäten mit einem Nachbarsjungen austauschte.

1984 ist es Thomas Andrieu, der Philippe berührt. Physisch wie psychisch, doch

das Gefühl der Liebe erfüllt mich, beglückt mich. Doch es verbrennt mich auch, tut so weh wie jede unmögliche Liebe mit all ihren Schmerzen. (S. 25)

Nur geheime Treffen sind den jungen Männern möglich.
Thomas ist wortkarg, distanziert und hat seine Emotionen nach außen hin besser im Griff als der offensichtlich sensible Philippe.

Doch die Leben beider werden durch ihre Homosexualität zu einem Kreislauf aus Heimlichkeit, Verzicht und Verlust.

Kapitel 2: 2007

Um diese Dinge zu verarbeiten, wird Philippe Schriftsteller.
Schreiben ist sein Ventil, um der Hilflosigkeit etwas entgegenzusetzen.

Während einer Signierstunde seines jüngsten Romans erblickt er einen Mann, der Thomas so sehr ähnelt, dass er die Fassung verliert und nach Thomas ruft.
Der junge Mann entpuppt sich als der Sohn seiner Jugendliebe und lässt sich auf ein Gespräch ein.

Dieses verläuft unkompliziert und Kontaktdaten werden ausgetauscht.

Kapitel 3: 2016

Erst jetzt, 9 Jahre später treffen der Sohn und der Journalist sich erneut.
Die Geschichte erweist sich im Rückblick als noch viel schmerzhafter als durch den Leser ohnehin bereits angenommen.

 

Fazit

Homosexualität wird häufig als eine moderne Erscheinungsform verlotterter Sitten angesehen und deswegen finde ich es gut, dass dieser autobiografische Roman zeigt, dass auch in früheren Zeiten und ohne den Einfluss neuer Medien die Vielfältigkeit der Menschen und ihrer Gefühle und Belange gegeben war.

Für mich war es das erste Buch dieser Thematik und ich empfand die Geschichte als ungerecht.
Obwohl sprachlich sehr schöne Passagen dabei sind, wie die oben genannten Zitate meiner Meinung nach zeigen, werden durch diverse Zeitsprünge und die doch eher sachliche Schilderungen der Gegebenheiten ausreichend emotionale Distanz erzeugt, sodass ich trotz des erwähnten Schmerzes nicht absolut mitfühlen konnte.

Das wurde auch dadurch verstärkt, dass ein männliches homosexuelles Paar für mich keine Projektionsfläche für meine Gefühle darstellt.
Ich verstehe die Gegebenheiten, doch wirklich nachempfinden kann ich diese nicht.

Dies führte mich zu der Überlegung, ob es homosexuellen bei konventionellen Hetero-Romanen ähnlich ergeht. Denn diese beinhalten eine andere Art von Heimlichkeit und dadurch auch von Schmerz.

Für mich ist Hör auf zu lügen demnach ein interessanter Blick über meinen Tellerrand gewesen, mit dem man nicht viel falsch machen kann.

Auf einen Blick

Aus dem Französischen von Hans Pleschinski
Originaltitel: Arrête avec tes mensonges
Originalverlag: Éditions Juillard, Paris 2017
160 Seiten
€ 20,00 [D]
Verlag: C. Bertelsmann
Erschienen am 08.10.2018

Die 5 Sekunden Regel von Mel Robbins

Der erste Eindruck

Manchmal braucht man gar nicht viel, um etwas Großes ins Rollen zu bringen, sondern nur 5 Sekunden.
5 Sekunden um innezuhalten, dem Kopfchaos zu entkommen und loszugehen!

Praktisch, dass es ausgerechnet 5 Sekunden sind. Denn das passt auch zu meiner Einstellung “Wenn es in 5 Jahren nicht mehr wichtig ist, lohnt es sich nicht, länger als 5 Minuten darüber traurig zu sein.”

Die 5 sollte also meine Zahl werden.

 

Der zweite Eindruck

Die Leseprobe hat leider einen viel zu positiven Eindruck gemacht, sodass mich Die 5 Sekunden Regel von Mel Robbins in ganzer Länge nicht erreichen konnte.

Die 5 Sekunden Regel ist simpel und findet sich im Internet oft erklärt, auch in einem fünfminütigen Ted Talk von der Autorin.
Das Thema ist in dieser Zeit auch ausgereizt und gibt einfach keinen Stoff für über 250 Seiten her.

Das hat zur Folge, dass zahlreiche Kommentare aus Online-Plattformen abgedruckt wurden. Jeder Kommentar wurde unter diesem nochmal zusammengefasst.
Erinnert hat mich das insgesamt an eine nervige Dauerwerbesendung ohne eigentlichen Inhalt und der Impuls war entsprechend auch das Buch wegzulegen.

Fazit

Das Youtubevideo ist völlig ausreichend und spart Zeit, die man direkt in die Umsetzung der 5 Sekunden Regel investieren kann.

 

Auf einen Blick

Die 5 Sekunden Regel:
Wenn du bis 5 zählen kannst, kannst du auch dein Leben verändern.
Der internationale Bestseller.
Mit Erinner-Dich-Armband für einen bewussten Alltag
Gebundenes Buch
10. September 2018
Autor: Mel Robbins

Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen

Der Inhalt

Paula ist Ende 30 und eine wenig erfolgreiche Anwältin, die sich ihre Mandanten nicht aussuchen kann. So kommt es, dass sie die Familie Polyakow vertritt.
Diese kam 1991 als jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland, und weil die Eltern sich auf Deutsch nicht gut verständigen können, bringen sie ihren Sohn Artjom als Übersetzer mit.

Paula ist hin und weg von Artjom und schon bald heiratet sie ihn.

Von nun an hat sie das Vergnügen mit den gesamten Polyakows- und die sind eine sehr anstrengende Familie. Besonders die dominante Schwiegermutter Darya, die sich stilistisch stets irgendwo “zwischen Opernball und Fasching” bewegt.

Das Fazit

Außen kommt der Roman so vielversprechend daher, doch mit seinem Inhalt konnte er mich nicht erreichen. Ich habe leichte Lektüre erwartet, die mich zum Lachen bringt, doch für meinen Geschmack stecken darin zu viele platte Klischees:
Eine stets unangemessen auffällig gekleidete, dominante Schwiegermutter, ein Schwiegervater ohne Mitspracherecht, Alkoholkonsum und die Missachtung von Gesetzen.

Auf einen Blick

Meine russische Schwiegermutter und andere Katastrophen
Taschenbuch
320 Seiten
Verlag: Knaur TB
Erscheinungsdatum: 2. November 2016

Das Schloss von Franz Kafka

Der Inhalt

Der Landvermesser K. wurde von der Schlossbehörde engagiert, doch zu dem Schloss zu gelangen ist ihm unmöglich. Es gibt keinen konkreten Ansprechpartner für ihn und auch die Bewohner des Dorfes sind ihm keine Hilfe. Alle seine Versuche sind sinn- und Hoffnungslos.

Fazit

Ich brauchte sehr lange, um mich durch diesen Klassiker zu kämpfen, da bereits zu Beginn absehbar ist, dass K.s Versuche ins Schloss zu gelangen allesamt scheitern werden, was den Verlauf sehr schleppend macht.
Die verwendete Er-Perspektive führt außerdem zu einer Distanz des Lesers zum Protagonisten, auch die Handlungen der Nebenfiguren sind willkürlich und somit unvorhersehbar. Dies untermauert meine Deutung des Romans: Die Welt ist kompliziert und der einfache Mensch sieht sich undurchdringbaren Machtstrukturen unterworfen.
Zuletzt möchte ich auf die schöne Aufmachung der vorliegenden Ausgabe des Manesse Verlags hinweisen.

Auf einen Blick

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Mit Nachwort von Norbert Gstrein Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 608 Seiten, 9,0 x 15,0 cm ISBN: 978-3-7175-2458-8 € 25,00 [D] | € 25,70 [A] | CHF 35,90* (* empfohlener Verkaufspreis) Verlag: Manesse Erschienen: 23.04.2018